Zwischen Matheaufgaben und Akkustand: Ein Tag im Leben von Nils
Einblick in den Schulalltag mit Julius, Nils und Frau Müller
„Ich hab mich heute schon viel zu oft konzentriert! Nur noch 5 Prozent, Akku fast leer.“ – Nils, Schüler
Die Luft im Klassenraum ist mehr als dürftig. Es ist die siebte Stunde, die große Mittagspause ist bereits vorüber, und so richtig Lust auf Arbeitsblätter hat eigentlich niemand mehr. Auch Julius, der ganz vorne an einem Gruppentisch sitzt, wünscht sich in Gedanken schon das Ende der Stunde herbei und betrachtet gelangweilt die Matheaufgabe. Ihm fallen die Aufgaben leicht, er hat einfach nur keinen Bock. Den Arbeitsauftrag hat er schon nach einem kurzen Blick aufs Blatt verstanden, das Ausfüllen wird nicht mehr als fünf von den zwanzig Minuten dauern, die ihnen von Frau Wegner gegeben wurden. Genug Zeit also, um seine Gedanken schweifen zu lassen. Also richtet er sein Interesse auf das, was gegenüber von ihm an seinem Gruppentisch passiert: Dort sitzt Nils, der sein Gesicht in seinen Händen versteckt und sich auf sein Arbeitsblatt gelegt hat.
Motivation mit kreativen Ansätzen: Die Bedeutung der Schulbegleitung
Neben Nils sitzt seine Schulbegleitung und versucht, ihn dazu zu bewegen, sich die Aufgabe anzuschauen. „Komm Nils, diese Aufgaben hast du beim letzten Mal so gut gemacht, das schaffst du doch mit links! Ich bin da, um dir zu helfen. Warum bist du denn so platt?“ Nils hebt nicht mal den Kopf, um zu antworten: „Ich hab mich heute schon viel zu oft konzentriert!“ Mit verstellter Stimme, die täuschend echt nach der eines Roboters klingt, fügt er hinzu: „Nur noch 5 Prozent, Akku fast leer.“
Ein individueller Zugang zu jedem Schüler
Seine Schulbegleitung tut so, als sei dies ein normales Gespräch, und erwidert: „Alles klar, dann würde ich vorschlagen, wir gehen in den Nebenraum und arbeiten heute von dort, da ist es schön ruhig. Denkst du, deine 5 Prozent reichen noch für eine Aufgabe? Wenn wir ungefähr 3 Prozent verbrauchen, hast du noch 2 Prozent für den Weg nach Hause, und dann hast du es geschafft für heute!“
Empathie als Schlüssel zum Lernerfolg
„Komisch“, denkt sich Julius, „warum kann er sich denn nur nicht konzentrieren? Die Aufgabe ist wirklich ZU einfach! Und was soll dieses Gerede über den Akkustand? Wie kann diese Schulbegleitung verstehen, worüber Nils redet?“ Nils schielt mit einem Auge über seine verschränkten Arme. „Als ob ich nur 2 Prozent brauche, um nach Hause zu kommen, viel zu anstrengend, es ist sooo heiß und ich hab nur meinen Zweitlieblingspullover an.“ „Ach komm, lass uns rübergehen und es versuchen“, muntert Frau Müller, die Schulbegleitung, ihn auf. Widerwillig schnappt Nils sich sein Mäppchen und macht sich auf den Weg in den Nebenraum. Julius kann es nicht mehr aushalten und fragt Frau Müller: „Was meint er denn? Was soll das heißen, noch 5 Prozent? Der ist doch kein Roboter?! Woher will er denn wissen, wie viel Prozent eine Aufgabe verbraucht, ist der verrückt geworden?“ Frau Müller schmunzelt und seufzt: „So kann er mir eben besser sagen, wie er sich gerade fühlt und wie viel er noch schaffen kann. Nils fällt es nicht so leicht, einfach zu beschreiben, wie es in ihm aussieht, also machen wir das so. Da ist eben jeder unterschiedlich.“ „Nils ist schon ein komischer Vogel“, denkt sich Julius, „immerhin versteht wenigstens Frau Müller, was er da redet, sonst würde der immer die ganze Zeit nur auf dem Tisch liegen und gar nichts machen.“ Kopfschüttelnd fängt er an, sich endlich mit seinen Aufgaben zu beschäftigen, da ihm soeben aufgefallen ist, dass die Bearbeitungszeit in fünf Minuten abläuft. Nils steht an der Tür zum Nebenraum am Fenster und zählt die vorbeifahrenden Autos – ob er die Aufgabe in fünf Minuten noch fertig bekommt…