Einblick in meine Arbeit als Schulbegleiterin
Seit etwa zehn Wochen begleite ich einen Grundschüler, der sich schnell als ein sehr aufgewecktes und neugieriges Kind entpuppte. Besonders Mathe und Naturwissenschaften faszinieren ihn – das war schnell klar. Es ist immer hilfreich, die Interessen der Schüler zu berücksichtigen. So begannen wir, eher zufällig, eine Reihe naturwissenschaftlicher Experimente.
Das Wettrennen: Papier gegen Kind
Zu Beginn war es nur das Papier eines heimlich in den Mund gesteckten Bonbons. Doch das Bonbonpapier verwandelte sich schnell in ein spannendes Wettobjekt. Es segelte im Schultreppenhaus – hin- und herschwingend – vom 3. Stock ins Erdgeschoss. Wer würde wohl schneller sein? Das Kind oder das Papier? Fast immer gewann das pfeilschnelle Kind. Wie der Wind raste es die Stufen hinunter. „1. Runde gewonnen! 2. Runde gewonnen! 3. Runde … pust … gewonnen! 4. Runde: ‚Ich starte mal von weiter unten, o.k.?‘ – auch gewonnen!“ Es war ein unermüdlicher Wettkampf, der uns beiden viel Spaß bereitete.
Faszination für Wissenschaft und spielerisches Lernen
Am nächsten Tag brachte ich weiteres Forschungsmaterial mit: eine dünne Plastiktüte, eine Playmobilfigur und eine kleine Plastikmaus. Zusammengebunden als „Faltschirmflieger“ schwebten sie begeistert durch das Treppenhaus – sehr zur Freude meines Schülers.
Doch das war erst der Anfang! Es folgten Luftballons, Federn – einzeln und als Propeller – sowie Papierpropeller und Papierflieger. Flummis flogen durch die Luft, und immer wieder wurden neue Experimente gewagt. Diese flogen nicht nur im Treppenhaus, sondern auch auf dem Schulhof oder im Aufwind der Hauswand. Mein Schüler war mit Begeisterung und Ausdauer dabei – und vor allem, er hatte richtig viel Spaß!
Was jedoch gar keinen Spaß machte, waren das Lesen und Schreiben. Rechnen war nur dann interessant, wenn es nicht mit Anstrengung verbunden war. Besonders das Einmaleins war für ihn alles andere als attraktiv. Die Konzentration reichte meist nur für wenige Minuten. Also entschloss ich mich, eine Methode zu finden, die Lernen mit Spiel zu kombinieren. Wir übten mit dem grünen Flummi die Dreierreihe: „Flummi hüpf – 3 – fang – hüpf – 6 – fang – hüpf – 9 – fang – hüpf – 12 …“. Das brachte mehr Freude und half ihm, die Zahlen besser zu verinnerlichen.
Einige Zeit später fanden die Lernentwicklungsgespräche statt. Der richtige Zeitpunkt, um in die Schule zu kommen. Vor dem Klassenzimmer warteten der Schüler, seine Mutter und die Sonderpädagogin. Das Warten wurde schnell langweilig, doch dann hatte mein kleiner Freund eine tolle Idee. Er zog einen Flummi aus seiner Tasche, den seine Mutter ihm kürzlich gekauft hatte, und begann, mit ihm zu spielen: „Hüpf – 3 – hüpf – 6 – hüpf – 9 …“ Bis er schließlich die fehlerfreie Dreierreihe bis 30 schaffte! Sowohl die Mutter als auch ich waren sichtlich überrascht und erfreut.
Ich lobte ihn und sagte: „Siehst du, der Flummi hat dir geholfen, die richtigen Zahlen in deinem Kopf zu verankern.“ Nachdenklich schaute er mich an und antwortete: „Ja, und du bist – glaube ich – der Klebstoff.“ Ein wunderbarer Moment, der mir zeigte, wie viel Motivation und Freude auch in unerwarteten Lernmethoden stecken können.
Fazit: Ein kleiner Einblick in die Arbeit einer Schulbegleiterin
Die Arbeit als Schulbegleiterin erfordert Kreativität, Geduld und die Fähigkeit, die richtigen Lernmethoden für jedes Kind zu finden. In meiner Arbeit mit diesem Schüler habe ich gelernt, wie wertvoll es ist, sich auf die Interessen der Kinder einzulassen und den Lernprozess spielerisch und spannend zu gestalten. Es sind solche Momente – wie das kleine Gespräch über den „Klebstoff“ – die mir immer wieder zeigen, wie wichtig meine Rolle in der Entwicklung der Kinder ist.